I
B. Brandenburqisch-Preußische Geschichte.
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hielten die Macht in den Händen. Preußen und Österreich schlossen daraus einen Bund,
um in Frankreich die Ordnung wiederherzustellen. Ihre Heere vermochten jedoch
nichts auszurichten, weil das ganze französische Volk zu den Waffen griff. Ludwig Xvi.
wurde nun angeklagt, die Feinde in das Land gerufen zu haben. Man warf ihn ins
Gefängnis und enthauptete darauf ihn und seine Gemahlin. Nochmals drangen die
Verbündeten in Frankreich ein. Die Preußen erfochten auch einige Siege, zuletzt
wurden sie aber von den Österreichern schlecht unterstützt, weshalb Friedrich Wil-
helm Ii. mit den Franzosen Frieden schloß, in dem er das linke Rheinufer an Frank-
reich abtrat.
3. Erwerbung neuer Länder. In Polen bestanden um jene Zeit zwei
Adelsparteien. Die eine wollte Ordnung im Lande schassen und suchte Hilfe
bei Preußen. Die andre hatte ihre Hoffnung auf Rußland gesetzt und rief
russische Truppen ins Land. Preußen durfte es nicht dulden, daß Rußland
den ganzen Rest von Polen an sich riß, und ließ deshalb auch Truppen ein-
rücken. So kam es 1793 zur zweiten und 1795 zur dritten Teilung Polens.
Preußen erhielt dabei die Städte Danzig und Thorn, die heutige Provinz Posen
und große Gebiete von dem heutigen Russisch-Polen, im ganzen etwa 2000
Quadratmeilen mit 2 Millionen Bewohnern. Diese bedeutende Erweiterung
des Staates war freilich für Preußen kein großer Gewinn; denn die Bewohner
der neuen Gebiete hatten eine andre Sprache, andre, Sitten und einen andern
Glauben als die Bewohner der alten Provinzen, und der polnische Adel war
gegen Preußen feindlich gesinnt. Die Erwerbung von Danzig und Thorn war
jedoch für die Sicherung des Handels auf der Weichsel sehr wichtig. Im Inneren
Deutschlands erwarb Friedrich Wilhelm Ii. durch einen Vertrag Ansbach und
Bayreuth.
Viii. Das Ende des alten Deutschen Reiches (1806).
1. Napoleon Bonaparte. Zu den Männern, die sich während der Französischen
Revolution besonders hervortaten, gehörte Napoleon Bonaparte. Er wurde 1769
auf der Insel Korsika als Sohn eines Rechtsanwalts geboren. Weil er Offizier werden
wollte, besuchte er eine Kriegsschule in Frankreich. Hier zeichnete er sich durch Fleiß
und Klugheit aus; aber er war auch launenhaft, hochmütig, ehrgeizig und herrsch-
süchtig. Als die Revolution ausbrach, trat er auf die Seite der Empörer und kam durch
seine Klugheit und Tapferkeit zu hohen Ehren. Im Alter von 26 Jahren war er bereits
General. Bald darauf setzte er durch seine Siege ganz Europa in Staunen. Er schlug
die Österreicher in mehreren Schlachten und vertrieb sie aus Italien. Tann erschien
er in Ägypten, um durch die Besetzung dieses Landes die Herrschaft über das Mittel-
meer zu gewinnen. Auf dem Lande erfocht er dort glänzende Siege; aber seine Kriegs-
flotte wurde von den Engländern gänzlich vernichtet. Dennoch gelang es Napoleon,
Frankreich wieder zu erreichen. Hier ließ er sich zum Ersten Konsul wählen und trar
damit an die Spitze des Reiches. Durch siegreiche Feldzüge und kluge Verhandlungen
drängte er den Feinden seines Landes bald den Frieden auf. Deutschland mußte dabei
alle deutschen Gebiete auf dem linken Rheinufer an Frankreich abtreten. Die deutschen
Fürsten wurden jedoch für den Verlust dadurch entschädigt, daß sie im Innern Deutsch-
lands Gebiete erhielten, die bis dahin entweder Eigentum geistlicher Fürsten gewesen
waren oder unmittelbar unter dem Kaiser gestanden hatten, wie die freien Reichs-
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xvi Ludwig Friedrich_Wil- Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon_Bonaparte Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Polen Polen Polens Danzig Thorn Deutschlands Bayreuth Korsika Frankreich Europa Italien Frankreich Deutschland Frankreich
96
Geschichte.
I
stabte. Preußen bekam die Bistümer Hildesheim und Paderborn, Teile von Münster,
Erfurt, Hessen, Mühlhausen, Nordhausen und Goslar. Dies war an Land und Leuten
mehr, als Preußen abgetreten hatte; aber trotzdem hatte unser Vaterland durch den
Länderaustausch in der Welt an Ansehen verloren. — 1804 wurde Napoleon zum erb-
lichen Kaiser der Franzosen gewählt. (Bild 28). Bald darauf schlossen Österreich,
Rußland und England einen neuen Bund gegen Frankreich. Schnell drang Napoleon
gegen Österreich vor und wurde dabei von Bayern, Württemberg und Baden unter-
stützt. Es gelang ihm, die verbündeten Österreicher und Russen in der blutigen „Drei-
kaiserschlacht bei Austerlitz" zu besiegen. Österreich mußte einen schimpflichen Frieden
schließen. Die eroberten Länder schenkte Napoleon seinen Generalen und Günst-
28. Napoleon I. mit seinem Gefolge.
lingen. Zugleich ernannte er sie zu Königen oder Herzögen und verschaffte ihnen zum
Teil Frauen aus angesehenen Fürstenhäusern.
2. Auflösung des Deutschen Reiches. Aus allem, was vorging, hatte der
Deutsche Kaiser die Überzeugung gewonnen, daß das Deutsche Reich seiner
Auflösung entgegen ging. Deshalb nahm er bereits 1804 den Titel „Kaiser von
Österreich" an. Im Jahre 1806 schlossen 16 sud- und westdeutsche Fürsten den
Rheinbund und stellten sich unter den Schutz Napoleons. Bayern und Würt-
temberg wurden für ihre Unterstützung im Kriege von Napoleon zu unab-
hängigen Königreichen erhoben; auch die Fürsten andrer Länder erhielten höhere
Titel. Damit war der Titel eines Deutschen Kaisers vollständig bedeutungslos
geworden. Franz Ii. legte deshalb die deutsche Kaiserkrone freiwillig nieder
und machte dies allen deutschen Fürsten bekannt. Von nun an war jeder
deutsche Fürst völlig selbständig in seinem Staate. So nahm das
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Extrahierte Ortsnamen: Paderborn Erfurt Hessen Mühlhausen Nordhausen Goslar England Frankreich Württemberg Baden Rheinbund Napoleons
I
B. Brcmdenburqisch-Preußische Geschichte.
99
keine. Wache über unsre Ehre und unsern Ruhm. Halte es fest
mit dem Volke, daß es dich liebe und dir vertraue; darin allein
kannst du stark und glücklich sein."
2. Die erste Regierungszeit. Friedrich Wilhelm Iii. war in vielen Stücken
das Gegenteil von seinem Vater. Durch Sittenreinheit und ein glückliches
Familienleben gab er dem Volke ein gutes Beispiel. Strenges Pflichtgefühl
und große Ordnungsliebe erfüllten sein Herz. Durch Sparsamkeit suchte er dem
verschuldeten Staate wieder aufzuhelfen. Gegen jedermann übte er Gerechtig-
keit. Die Günstlinge seines Vaters entließ er und setzte dafür edel gesinnte
Männer in die höchsten Staatsämter ein. So erwarb er sich bald die Liebe
seines Volkes. Es fehlte dem Könige jedoch an schneller Entschlossenheit, an
Selbstvertrauen und Tatkraft. Infolgedessen änderte er nichts an der Ver-
waltung des Staates und an den Einrichtungen des Heeres. Beide hielt er für
unübertrefflich, weil sie von Friedrich dem Großen herrührten. So blieb Preußen
in seinen Einrichtungen hinter andern Staaten zurück.
3. Ter Unglückliche Krieg.
a) Ursache. Der König war von Friedensliebe erfüllt und wollte dem Lande
gern den Frieden erhalten. Als Österreich, Rußland und England 1805 einen Bund
gegen Frankreich schlossen, suchte man auch Preußen zum Beitritt zu bewegen. Auch
von Napoleon wurde Preußen in dieser Zeit sehr umworben; aber der König blieb neu-
tral. Als jedoch die Franzosen die Neutralität verletzten, indem sie ohne Zustimmung
Preußens durch das Gebiet von Ansbach zogen, schloß er mit Alexander von Ruß-
land einen Vertrag zu Potsdam, durch den Preußen sich verpflichtete, dem Bunde
der drei Mächte beizutreten und 180000 Mann zur Verfügung zu stellen, wenn Napo-
leon sich weigern sollte, Deutschland zu räumen und den Rhein als Grenze gegen
Frankreich anzuerkennen. Friedrich Wilhelm sandte darauf seinen Minister Haugwitz
in das Hauptquartier Napoleons und befahl ihm, im Sinne des Potsdamer Vertrages
zu verhandeln. Im geheimen aber gab er ihm den Auftrag, alles zu versuchen, damit der
Friedensbruch mit Frankreich verhindert werde. Napoleon hielt den Gesandten so lange
hin, bis er die Schlacht bei Austerlitz gewonnen hatte. Tann trat er herrisch gegen
Preußen auf und brachte den Gesandten dahin, daß er ohne jede Vollmacht zu Schön-
brunn einen Vertrag schloß, nach dem Preußen in ein Schutz- und Trutzbündnis mit
Frankreich treten und Ansbach an Bayern, das rechts vom Rhein gelegene Cleve und
Neuchâtel an Frankreich abtreten sollte. Als Entschädigung wurde Preußen Hannover
„als ewiger Besitz" zugestanden, wodurch es in Feindschaft mit England geriet, das
Hannover bisher besessen hatte. Später bot Napoleon hinter Preußens Rücken Han-
nover wieder England an; er zog auch seine Truppen nicht aus Süddeutschland zurück,
wie er versprochen hatte. Das benutzte die Kriegspartei am preußischen Hofe, um für
den Krieg Stimmung zu machen. Der König schloß heimlich mit Rußland einen Bund
und verlangte bestimmt von Napoleon die Räumung Süddeutschlands und die Zu-
lassung eines norddeutschen Bundes unter Preußens Führung. Dieses Verlangen
kam einer Kriegserklärung gleich; im Volke und im Heere herrschte allgemeine Be-
geisterung.
d) Jena und Auerstädt. Es war ein ungleicher Kampf, der nun begann.
Die Heere Rußlands standen noch weit entfernt und konnten Preußen vor-
läufig nichts nützen. Österreich und England verhielten sich neutral. Nur Sachsen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Napoleon Alexander_von_Ruß- Alexander Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Haugwitz Napoleons Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Ansbach Potsdam Deutschland Rhein Frankreich Napoleons Frankreich Frankreich Rhein Frankreich Hannover England England Jena England
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B. Brandenbnrqisch-Preußische Geschichte.
101
6000 Mann unterstellt. Am 7. und 8. Februar kam es bei Pr.-Eylau zu einer
blutigen Schlacht. Auf beiden Seiten wurde trotz Schnee und großer Kälte
mit Erbitterung und Tapferkeit gestritten. Noch nie hatte Napoleon so heftigen
Widerstand gesunden. Besonders machten ihm die preußischen Truppen viel
zu schaffen; sie entrissen ihm noch in letzter Stunde den fast errungenen Sieg.
Napoleon bot nun Friedrich Wilhelm Iii. unter sehr günstigen Bedingungen
Frieden an. Doch der König lehnte dieses Anerbieten ab, weil er seinem Freunde
Alexander von Rußland nicht untreu werden wollte. Napoleon zog sich darauf
zunächst hinter die Passarge, dann nach Westpreußen zurück. Die Russen ver-
folgten ihn nicht, sondern Bennigsen lag mit seinem Heere vier Monate untätig
in Ostpreußen und drückte das Land durch große Armeelieferungen, die er ihm
auferlegte. Napoleon gewann unterdessen Zeit, sein Heer zu verstärken. Grau-
denz wurde zwar vergeblich belagert, aber Danzig mußte sich nach heftiger
Gegenwehr ergeben. Dadurch hatte Preußen einen wichtigen Stützpunkt ver-
loren; für Napoleons Vordringen aber war ein großes Hindernis beseitigt. So
zog er bald nach Danzigs Fall mit seinem Heere wieder nach Ostpreußen. Am
14. Juni gelang es ihm, die Russen in der blutigen Schlacht bei Friedland an
der Alle gänzlich zu schlagen. Bennigsen entwich mit den Trümmern seines
Heeres in der Richtung auf Memel. Napoleon verfolgte ihn, schickte aber einen
Teil seiner Truppen gegen Königsberg, um diese wichtige Stadt zu erobern.
Dies gelang leicht, weil die kleine Besatzung keine Verteidigung der schlecht be-
festigten Hauptstadt Ostpreußens wagen konnte.
e) Der Friede zu Tilsit. Nach der Schlacht bei Friedland ging der
Unglückliche Krieg schnell seinem Ende entgegen. Rußland schloß mit Napoleon
Frieden und verließ treulos seinen bisherigen Bundesgenossen in der Stunde
der schwersten Not. Friedrich Wilhelm mußte deshalb mit Napoleon zunächst
einen Waffenstillstand schließen, dem am 9. Juli 1807 der Friede zu Tilsit
folgte. Preußen war gezwungen, alle seine Gebiete westlich von der Elbe an
Frankreich und alle ehemals polnischen Länder, außer Westpreußen, an Sachsen
abzutreten. Von den bisherigen 320000 qkm mit fast 10 Millionen Bewohnern
behielt es nur 160000 qkm mit weniger als 5 Millionen Einwohnern. Danzig
wurde mit dem umliegenden Gebiete eine freie Stadt; in Wirklichkeit benutzte
aber Napoleon diese wichtige Festung als französischen Waffenplatz. Der Stadt
Königsberg wurde eine schwere Kriegssteuer auferlegt. Zur Tilgung derselben
wurden Stadtobligationen ausgegeben, von denen die letzten erst im Jahre
1900 zur Einlösung kamen. Aus den preußischen Gebieten westlich von der Elbe,
zusammen mit Hessen, Braunschweig und einem Teile von Hannover, bildete
Napoleon das Königreich Westfalen, das er einem seiner Brüder schenkte.
Um den König von Preußen noch besonders zu kränken, erklärte Napoleon aus-
drücklich, daß er ihm nur aus Achtung vor dem Kaiser von Rußland einen Teil
seiner Länder lasse. Dem verarmten Volke wurden 120 Millionen Franken
Kriegssteuer auferlegt; Napoleon hat jedoch später selbst erklärt, daß er aus
Preußen mehr als 1000 Millionen Franken gezogen habe. Bis zur Zahlung der
Kriegssteuer blieben französische Truppen im Lande und mußten unentgeltlich
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I
B. Brandenburchsch-Preußische Geschickte.
107
deutscher Freiheit" genannt. Vollständig wurde die allgemeine Wehrpflicht
jedoch erst im Jahre 1814 durchgeführt.
g) Die geistige und sittliche Hebung des Volkes. Eine Besserung
der Zustände im Lande konnte aber nur dann eintreten, wenn jeder Staats-
bürger'danach strebte, selbst besser zu werden. Dies hatten einsichtige Männer
erkannt; daher suchten sie die Volksbildung zu heben und die guten Sitten zu
fördern. In Berlin hielt Fichte seine berühmten „Reden an die deutsche
Nation". Er suchte dadurch das Volk für das Wahre, Schöne und Gute zu be-
geistern und mit Liebe für König und Vaterland zu erfüllen. Beim Unterricht
der Jugend wurde daraus Gewicht gelegt, alle Anlagen und Kräfte des Menschen,
sein Denken, Fühlen und Wollen, gleichmäßig zu bilden, wie es der große
Menschenfreund Pestalozzi in der Schweiz lehrte. Ernst Moritz Arndt,
Theodor Körner und Max von Schenkendorf hielten dem Volke seine
Schmach vor und entflammten es durch feurige Lieder zum Kampfe gegen die
Fremdherrschaft. Obwohl Arndt und Stein vor Napoleon nach Rußland
fliehen mußten, nützten sie doch dem Vaterlaude, indem sie den Kaiser Alexander
zum Kampfe gegen Napoleon zu bewegen suchten. Schiller hatte zwar Deutsch-
lands Schmach nicht mehr erlebt; aber seine Mahnung: „Ans Vaterland, ans
teure, schließ dich an; das halte fest mit deinem ganzen Herzen" ging von Mund
zu Mund. Der Turnvater Jahn sorgte dafür, daß die Jünglinge körperlich
geübt und dadurch zum Befreiungskämpfe vorbereitet wurden. Voll Hoffnung
sah jeder Preuße dem Tage der Befreiung des Vaterlandes entgegen.
6. Napoleons Weltherrschaft; sein Zug nach Rußland. Nach dem Frieden zu
Tilsit hatte Napoleon seine Macht fast über ganz Europa ausgedehnt. England konnte
er zwar nicht besiegen; aber er schädigte es dadurch, daß er das ganze Festland von
Europa gegen den englischen Handel absperrte. skontinentalsperre^ Portugal wider-
setzte sich dem Befehl, den Handel mit England abzubrechen. Ta vertrieb Napoleon
den dortigen König und besetzte das Land. Tie Spanier versuchten es, die Herrschaft
Napoleons abzuschütteln; aber er zwang sie wieder zur Unterwerfung. Während dieser
Zeit erhob sich auch Österreich gegen den übermütigen Sieger. Das österreichische
Heer errang auch bei Gr.-Aspern einen schönen Sieg, wurde aber bald darauf von
Napoleon bei Wagram gänzlich geschlagen. Im Frieden mußte Österreich bedeutende
Länder abtreten. Danach brach in Tirol ein Ausstand aus, der Napoleon viel zu schaffen
machte (Andreas Hoferj; aber zuletzt blieb er auch hier Sieger. In Preußen versuchte
es Major von Schill, auf eigene Hand im kleinen mit Napoleon Krieg zu führen; er
wurde jedoch mit seiner Reiterschar in Stralsund eingeschlossen und starb dort den
Heldentod. Jetzt stand Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht und beschloß, auch
Rußland zu unterjochen. Mit 600000 Kriegern brach er siegesgewiß auf. Der König
von Preußen und die andern deutschen Fürsten mußten ihm Hilfstruppen stellen.
Beim Durchzug der großen Heerscharen hatte besonders Preußen arg zu leiden. Die
Russen lockten Napoleon tief in das Innere ihres großen Reiches. Er folgte ihnen, weil
er hoffte, in der alten Hauptstadt Moskau gute Winterquartiere und reiche Vorräte
für seine Truppen zu finden. Kaum war er jedoch in die von deir Russen verlassene
Stadt eingerückt, so wurde sie an vielen Stellen zu gleicher Zeit angezündet, so daß
an ein Löschen nicht zu denken war. Mitten im Winter mußte Napoleon daher den
Rückzug antreten. Hierbei ereilte ihn das Verderben. Durch Hunger, Kälte, ansteckende
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Europa Europa Portugal England Stralsund Moskau
I
B. Brandenburqisch-Preußische Geschichte.
133
gehört er dem Landsturm an, der nur in höchster Not zur Verteidigung des Vater-
landes aufgeboten wird.
Die Kriegsmarine des Reiches ist einheitlich und steht unter dem Oberbefehl des
Kaisers, der ihre Offiziere und Beamten ernennt, die ihm gleich den Mannschaften
den Eid der Treue leisten. Der Kieler Hafen und der Hafen im Jadebusen swilhelms-
havenf sind die Kriegshäsen des Reiches. In Danzig, Kiel und Wilhelmshaven bestehen
Marinewerften. Die Kauffahrteischiffe aller Bundesstaaten bilden eine einheitliche
Handelsmarine. Alle deutschen Kriegs- und Handelsschiffe führen eine schwarz-weiß-
rote Flagge. Das Oberkommando über die Marine führt ein vom Kaiser ernannter
kommandierender Admiral.
8. Tic Jahre des Friedens.
a) Deutschland als Weltmacht. Nach dem Deutsch-Französischen Kriege
erlebte Kaiser Wilhelm I. trotz seines hohen Alters noch 17 Jahre des Friedens.
Sein treuer Ratgeber, der Reichskanzler Fürst Bismarck, wußte durch kluge
Verhandlungen jede Kriegsgefahr zu beseitigen. Es gelang ihm bald, Österreich
mit dem Deutschen Reiche auszusöhnen und zwischen Österreich und Rußland,
die wegen der Verhältnisse auf der Balkanhalbinsel lange Zeit uneinig gewesen
waren, einen Ausgleich herbeizuführen. Durch die Zusammenkunft der drei
Kaiser in Berlin wurde aller Welt bewiesen, daß Deutschland „seine Stellung im
Rate der Nationen wiedergewonnen hatte". Als nach dem Russisch-Türkischen
Kriege England gegen die Friedensbedingungen Einspruch erhob, brachte Bis-
marck 1878 den Berliner Kongreß zustande und vermittelte einen Ausgleich
zwischen den europäischen Mächten. Da Rußland glaubte, es sei beim Berliner
Kongreß benachteiligt worden, fand fortan eine Annäherung zwischen Rußland
und Frankreich statt. Einem Angriff beider Mächte wußte Bismarck dadurch
vorzubeugen, daß er 1879 ein Bündnis mit Österreich schloß. Diesem Bunde
trat 1883 auch Italien bei. So entstand der „Dreibund", der sich als ein mäch-
tiger Hort des Friedens erwies. Alle Versuche Frankreichs, Bundesgenossen
für einen Rachekrieg zu gewinnen, blieben ohne Erfolg.
Trotz des Dreibundes hat Deutschland stets am meisten auf seine eigene
Kraft gebaut. Durch das neue deutsche Wehrgesetz wurde die Kriegsmacht
zu Wasser und zu Lande stark vermehrt. Gute Ausrüstung und gründliche Aus-
bildung für den Dienst in Krieg und Frieden machten Heer und Flotte sehr
gefürchtet. Die Festungen Metz und Straßburg wurden bedeutend verstärkt.
Zur Sicherung der Kriegsflotte fand eine Erweiterung der Kriegshäsen Kiel
und Wilhelmshaven statt. Unter dem Schutze seiner Kriegsflotte durfte es
Deutschland wagen, 1884 seine erste Kolonie zu erwerben. Zuerst wurde Deutsch-
Südwestasrika, wo ein Bremer Kaufmann ausgedehnte Niederlassungen er-
worben hatte, unter deutschen Schutz gestellt. Dann folgten die Erwerbungen
von Togo, Kamerun, Deutsch-Ostafrika, Kaiser-Wilhelms-Land und einigen
kleineren Gebieten. 1884 entstand auf Deutschlands Anregung der Welt-Post-
verein, durch den es möglich geworden ist, Briese und andre Postsachen für
billiges Porto nach allen Teilen der Erde zu senden.
b) Die innere Entwicklung des Deutschen Reiches. Um das neu-
gegründete Reich zu festigen, wurden nach und nach einheitliche Gesetze ge-
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Extrahierte Ortsnamen: Danzig Kiel Wilhelmshaven Deutschland Berlin Deutschland England Frankreich Italien Frankreichs Deutschland Kiel Wilhelmshaven Deutschland Togo Kamerun Deutsch-Ostafrika Kaiser-Wilhelms-Land Deutschlands Welt-Post-
114
Geschichte.
I
habe es ja meinem Bruder Wellington versprochen! Ihr wollt doch nicht, daß
ich wortbrüchig werden soll!" rief er den braven Truppen zu. Gegen fünf Uhr
kam er auf dem Schlachtfelde an und entriß Napoleon den fast errungenen Sieg
(Bild 37). In wilder Flucht löste sich das französische Heer auf und wurde von
den Preußen unter Gneisenau sehr eifrig verfolgt. Napoleon entzog sich nur
mit knapper Not der Gefangenschaft. Sein Wagen mit Hut, Degen und Kleinodien
wurde von Blücher erbeutet. Napoleon entsagte nun dem Throne und wurde
37. Vlücher und Wellington in der Schlacht bei Belle-Alliance.
nach der fernen Insel St. Helena verbannt, wo er nach sechs Jahren einsam starb.
Zum zweitenmal zogen die Verbündeten in Paris ein. Der zweite Pariser
Friede beschloß den zweiten Befreiungskrieg. Frankreich behielt die Grenzen
von 1790, also auch das Elsaß, zahlte 700 Millionen Franken Kriegskosten und
gab die geraubten Kunstschätze zum größten Teile heraus. Preußen erhielt das
Land an der Saar ssaarbeckeuj und übernahm damit „die Wacht am Rhein".
8. Die Friedensfahrt Friedrich Wilhelms Iii. (1815—40).
a) Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht. Im ersten Be-
freiungskriege hatte urmr sich davon überzeugt, daß das Vaterland am bestell
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Helena Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms
Extrahierte Ortsnamen: Wellington Wellington Paris Frankreich Rhein"
I
B. Brandenburgisch-Preußische Geschichte.
141
Kiautschou mit den umliegenden Gebieten auf 99 Jahre und gewann dadurch
einen Stützpunkt für den Verkehr der deutschen Kriegs- und Handelsschiffe
in den Gewässern von Ostasien. Bald darauf wurden die Marianen, die
Karolinen und fast alle Samoa-Inseln erworben. Als Frankreich 1911
Marokko militärisch besetzen wollte unter dem Vorwände, daß es nur die Absicht
habe, einen Bürgerkrieg zu unterdrücken, erhob Deutschland Widerspruch.
Nach längeren Verhandlungen kam es dahin, daß Deutschland Frankreich in
Marokko freie Hand ließ, während Frankreich an Deutschland einen Teil seiner
mittelafrikanischen Besitzungen abtrat, der an das deutsche Kamernngebiet
grenzt und einen Zugang zu dem Kongofluß bietet.
47. S. M. S. „von der Tann". (Panzerkreuzer, 1911 fertig geworden; Wasserverdrängung
19000 Tonnen, Schnelligkeit 28 Seemeilen, Länge 171,5 w, Breite 26,6 m, Tiefgang 8,1 w,
34 Geschütze und 883 Mann Besatzung.)
7. Der Kaiser als Landesvater. Von jeher lag dem Kaiser der Schutz
der wirtschaftlich Schwachen sehr am Herzen. Deshalb suchte er die von
Wilhelm I. begonnenen Gesetze zur Fürsorge für die arbeitenden Kreise weiter
auszubauen. Das Alters- und Jnvaliditätsgesetz wurde eingeführt und
später verbessert. Durch die Einführung der Gewerbegerichte und der Kauf-
mannsgerichte wurde auch den Arbeitnehmern Gelegenheit gegeben, in
Streitigkeiten zwischen Angehörigen beider Parteien Recht sprechen zu helfen.
Die neue Gewerbeordnung von 1891 führte die Sonntagsruhe ein, so daß
alle Arbeiter in Bergwerken und Fabriken, in Werkstätten und im
Handelsgewerbe Zeit zur Ruhe und Erholung gewannen. Kinder in schul-
pflichtigem Alter durften fortan nicht mehr in Fabriken beschäftigt werden,
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Ostasien Deutschland Deutschland_Frankreich Marokko Frankreich Deutschland
Der Weltkrieg 1914/17.
A. Das Jahr 1914.
I. Entstehung des Krieges. Kaiser Wilhelm Ii. war während seiner ganzen Re-
gierungszeit eifrig bemüht, seinen: Volke und der Welt den Frieden zu erhalten. Dennoch
brach 1914 der größte Krieg aus, den die Weltgeschichte kennt. Die unmittelbare Ver-
anlassung zu diesem Kriege war die Ermordung des österreichisch-ungarischen Thron-
folgers, Erzherzog Franz Ferdinand, und seiner Gemahlin in Sarajewo am 28. Juni
1914. Bei der Untersuchung stellte sich heraus, daß die Mörder auf serbischem Boden
mit Hilfe serbischer Beamten und Offiziere zur Ausführung des Verbrechens angeleitet
und bewaffnet worden waren, und daß serbische Verschwörer danach trachteten, Bosnien
und die Herzegowina von Österreich loszureißen und mit Serbien zu vereinigen. Des-
halb verlangte Österreich mit Recht von der serbischen Regierung, sie möge die Misse-
täter bestrafen und die Erklärung abgeben, daß sie serbische Verschwörungen gegen
Österreich fortan nicht unterstützen wolle. Serbien weigerte sich jedoch, diese Forde-
rungen zu erfüllen. Als Österreich bis zu einem festgesetzten Termin keine befrie-
digende Antwort erhielt, erklärte es an: 28. Juli Serbien den Krieg, gab aber den
anderen Mächten gegeniiber die Versicherung, daß es den Länderbesitz Serbiens nicht
antasten wolle.
Deutschland stellte sich von vornherein auf den Standpunkt, daß der nun folgende
Kampf zwischen den beiden beteiligte!: Völkern allein ausgefochten werden müßte,
und suchte uoch vor Österreichs Kriegserklärui:g auf die anderer: Mächte in diesen:
Sinne einzuwirken. Rußland erklärte jedoch, daß es sich in einen Kampf Österreichs
gegen Serbien einzumischen gedenke; denn es betrachtete sich schon lange als Beschützer
Serbiens, wünschte die Bildung eines gegen Österreich gerichteten Balkanbundes unter
russischer Oberhoheit und erstrebte die weiteste Ausbreitung der slawischen Herrschaft.
Obgleich Österreich zunächst nur soviel Truppen mobil machte, als ihm zun: Kampfe
gegen Serbien nötig erschien, setzte Rußland einen weit größere!: Teil seines ge!valtigen
Heeres in Kriegsbereitschaft und bedrohte damit nicht nur die österreichische, sondern
auch die deutsche Grenze. Deutschland wies nun darauf hin, daß es wegen der Be-
drohung seiner Grenzen Gegenmaßregeln ergreifen müsse, und ließ keiner: Zweifel
darüber, daß es sich dein: Eingreifei: einer dritten Macht auf die Seite Österreichs
stellen würde. Rußlai:d machte Ausflüchte, und der Zar Nikolaus bat in einem Tele-
gramm unsern Kaiser, er möge zu verhüten suchen, daß Österreich zu weit gehe. Kaiser
Wilhelm übernahm die Vermittlung; aber während er noch mit Österreich verhandelte,
traf am 31. Juli die Nachricht von einer allgemeinen Mobilmachung Rußlands ein,
die von dem damaligen Kriegsminister an: 29. Juli ohne Wissen und gegen den
Willen des Zaren ins Werk gesetzt war, aber am 30. Juli die Zustimmung des Zaren
erhalten hatte. Zu diesem Schritte war Rußland durch die Nachricht ermutigt worden,
daß es im Kriegsfälle unbedingt auf die Hilfe Frankreichs rechnen dürfe, das den
Verlust von Elsaß-Lothringen noch nicht verschmerzt hatte und schon lange auf eine
Gelegenheit wartete, an Deutschland Rache zu nehmen. Frankreich hatte seine Zu-
sage an Rußland aber nicht eher gemacht, bis ihm Hilfe von England zugesichert
war (29. Juli).
Durch die allgemeine Mobilmachung in Rußla::d lvurde Deutschland zum Ein-
greifen genötigt, nicht i:ur aus Bundestreue gegen Österreich, sondern auch um seiner
Hirts neues Realicnbuch: Geschichte. (Der Weltkrieg 1914 17.) 1
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Franz_Ferdinand Franz Ferdinand Österreichs_Kriegserklärui Rußlai Nikolaus Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Sarajewo Bosnien Serbien Serbien Serbiens Deutschland Serbien Serbiens Serbien Deutschland Frankreichs Elsaß-Lothringen Deutschland Frankreich England Rußla Deutschland
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Dex Weltkrieg 1914/17.
selbst willen; denn ein geschwächtes oder gar zerstückeltes Österreich wäre sür Deutsch-
land als Bundesgenosse wertlos. Die deutsche Regierung forderte Rußland auf, seine
Mobilmachung binnen 12 Stunden rückgängig zu machen, und fragte zugleich bei
Frankreich an, wie es sich in einem etwaigen Kriege Deutschlands gegen Rußland
verhalten würde. Rußland gab keine Antwort und eröffnete in der Nacht vom 1. zum
2. August ohne Kriegserklärung an der deutschen Grenze den Kampf. Frankreich
erklärte ausweichend, es werde tun, was seine Interessen erfordern. Kaiser Wilhelm
hatte nach Ablauf der 12stündigen Frist am Abend des 1. August die Mobilmachung
aller deutschen Streitkräfte zu Wasser und zu Lande angeordnet. Um den Franzosen,
die im Einvernehmen mit der belgischen Regierung über Belgien in
Deutschland einfallen wollten, zuvorzukommen, ersuchte die deutsche Regie-
rung den König der Belgier um die Genehmigung zum Durchzug der deutschen Truppen
durch Belgien und versprach zugleich Ersatz für allen Schaden, der dabei verursacht
werden würde. Als die belgische Regierung dies Ersuchen ablehnte, erfolgte an:
4. August der Einmarsch der Deutschen in Belgien und am Tage darauf die Kriegs-
erklärung Belgiens an Deutschland. Damit war für England ein willkommener An-
laß für die Einmischung in den Krieg gegeben. Zwar lag der wahre Grund in den:
Neid über das Aufblühen des deutschen Handels und der deutschen Kolonien, in der
Furcht vor dem Anwachsen der deutschen Kriegsflotte und in dem Wunsche, Deutsch-
land zu vernichten; aber nun trat es dem Auslande gegenüber als der Beschützer der
belgischen Neutralität auf und erklärte am 4. August Deutschland den Krieg. Somit
standen dein: Beginn des Weltkrieges einander gegenüber: auf der einen Seite Deutsch-
land und Österreich, auf der andern Rußland, Frankreich, England, Belgien, Serbien
und Montenegro, das sich Serbien angeschlossen hatte. Im weiteren Verlauf des
Krieges kamen 1914 hinzu: auf unserer Seite die Türkei, auf seiten unserer Gegner
Japan. Italien blieb neutral.
Ii. Deutschlands Kriegsbereitschaft und Opfermut. Am Abend des 1. August
trug der Telegraph die Kunde von der Mobilmachung blitzschnell in die entferntesten
Gaue unseres Vaterlandes. Das Geläut aller Kirchenglocken verkündete den Ernst
der Zeit. Das war ein Läuten, wie es unser Volk seit 1870 nicht gehört hatte: ein
Grabgeläut für den Frieden und ein Weckruf zum Kriege. Und das Volk stand auf.
Rote Plakate bezeichneten jedem Reserve-, Landwehr- und Landsturmmanne Ort,
Tag und Stunde für die Gestellung zu seinem Tmppenteile. Die deutschen Männer
legten ihre Arbeit nieder und gingen heim, um Abschied zu nehmen, und die deutschen
Frauen gaben den Scheidenden unter Tränen ihren Segen. Tiefer Ernst, feste Ent-
schlossenheit und stolze Siegeszuversicht spiegelten sich in den bewegten Zügen der
Menge. Ungeheure Volksmassen brachten dem Kaiser vor seinem Schlosse begeisterte
Huldigungen dar, und gleich einem Schwur erscholl in den Sommerabend hinein das
wuchtige Schlachtlied von der Wacht am Rhein.
Wunderbar schnell griff bei der Mobilmachung eins ins andere wie die Räder einer
gewaltigen Maschinerie. Die strengen militärischen Maßregeln wirkten zwar hemmend
auf Handel und Verkehr und brachten für den einzelnen mancherlei Unannehmlich-
keiten; aber man ertrug alles gern, weil selbst der geringste Bürger wußte, daß Sein
und Nichtsein des Vaterlandes auf dem Spiele stand. Außer denen, die sich pflicht-
gemäß zum Heeresdienst zu gestellen hatten, meldeten sich über zwei Millionen Kriegs-
freiwillige zur Teilnahme an den: heiligen Kampfe. Kaufleute und Beamte, Lehrer
und Schüler, Gelehrte und Künstler, Bürger und Bauern, Fabrikbesitzer und Arbeiter,
Jünglinge und gereifte Männer wetteiferten in dem Streben, dem Vaterlande ihre
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